Individuelles Lernen mal anders

18.03.2020 - Schülerinnen und Schüler der Förderschule Börde-Schule in Klein Oschersleben lernen im zweitägigen Workshop „Rap macht Schule“ zu Faust zu rappen.

© CC BY-SA 4.0-Sandra Bach

„Denk nach bevor du deine Seele verkaufst. Am Ende bereust du`s genauso wie Faust. Kraft und Mut ist alles was du brauchst. Hör auf dich selbst bevor du dem Teufel vertraust!“ hallt es untermalt von einem HipHop-Beat durch den Klassenraum der 9a in Klein Oschersleben. Dann ein Cut, die Musik stoppt und Christian Weirich alias Doppel-U ruft zur Ordnung: „Nochmal, konzentriert euch. Ihr könnt das! Bleibt entspannt und macht das einfach.“ Die Schülerinnen und Schüler sammeln sich kurz und schon geht es in die nächste Runde. Der Beat startet von vorne und am Mikro werden nacheinander die Zeilen des Textes gerappt, den die Klasse gemeinsam mit dem Rapper verfasst hat.

Lernstoff mit etwas Positivem verbinden

„Das Format heißt Rap kreativ, eine Schreibwerkstatt in Verbindung mit Musik, Beats und Rhythmus“, erklärt Christian Weirich. Seit 2005 ist er mit „Rap macht Schule“, einer Kombination von moderner Musik und klassischer Literatur, als eingetragene Marke, deutschlandweit unterwegs. Die Idee: Verbinden Schülerinnen und Schüler den Lernstoff mit etwas Positivem, so bleibt er besser hängen. „Lernen durch Emotionen“ nennt Christian Weirich das. Und es funktioniert auch an der Förderschule Börde-Schule in Klein Oschersleben. Hier ist der Rapper — ermöglicht durch LiGa – Lernen im Ganztag — im Rahmen eines zweitägigen Workshops zum Thema Faust vor Ort.

Nachdem er sich gemeinsam mit der Klasse in das Thema eingearbeitet hat, geht es an das kreative Schreiben. Das Lebenswerk Goethes für junge Menschen greifbar machen, die Grundthemen in die heutige Welt übertragen, so lautet der Ansatz. Als der Text steht, bekommt ein Schüler eine nicht so alltägliche Hausaufgabe: Er hat den Beat zur Untermalung des Textes eigeninitiativ im Internet gefunden und bekommt nun den Auftrag, diesen am nächsten Tag konvertiert auf einem Stick zur Weiterarbeit für alle mitzubringen. Und das klappt. Silke Heick, Schulleiterin der Börde-Schule, ist begeistert: „Ich erkenne meine Schüler zum Teil kaum wieder. So einen Arbeitseifer und Eigeninitiative zeigen sie nicht immer und überall. Das ist schön zu sehen.“ Auch die Schülerinnen und Schüler sind sich einig, dass die zwei Tage cooler waren als „normale Schule“.

Lebensweltbezogene Medienkompetenz erwerben

„Normal“ werden an der Förderschule Klein Oschersleben aktuell rund 150 Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichem Förderbedarf unterrichtet. Dabei legt die Schule in allen Bereichen Wert darauf, die Konzentrationsfähigkeit sowie soziale Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler zu fördern und zu stärken sowie den Umgang mit Medien und Technik zu vermitteln. Ein Projekt wie Rap macht Schule bietet den Jugendlichen die Möglichkeit, Medienkompetenzen lebensweltbezogen zu erwerben und eine weitere Form der Individualisierung im inklusiven Lernen zu erfahren.

Christian Weirich richtet sich am Ende der beiden Tage nochmal an die gesamte Klasse: „Ihr müsst lernen, euch zu vertrauen! Das ist nicht allein auf das Projekt hier bezogen.“ Denn wie an anderen Schulen hat sich für ihn auch in Klein Oschersleben gezeigt, dass Kinder und Jugendliche aufblühen und aus sich herauskommen, wenn sie begreifen und selbst erleben, was sie alles können.

Eine Fortsetzung des Projektes samt Erstellung eines Open-Source-Podcasts ist bereits in Planung. Der nächste Besuch der Börde-Schule wird wohl nicht lange auf sich warten lassen.

Mehr Informationen zum Projekt finden Sie hier und auch die Börde-Schule Klein Oschersleben freut sich über Kontakte zu weiteren Kooperationspartnern.

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