Wie machen die das denn in Hamburg?

25.07.2017 - Vertreterinnen der regionalen Schulaufsicht und der fünf Liga-Schulen aus Berlin-Reinickendorf fuhren auf Hospitationsreise nach Hamburg.

Inklusion, individuelle Förderung und Lernbegleitung, multiprofessionelle Teamarbeit und Ganztagsschulentwicklung – bei der Hospitationsreise nach Hamburg bekamen die Vertreterinnen der regionalen Schulaufsicht und der fünf Liga-Schulen aus Berlin-Reinickendorf viele praktische Einblicke rund um zentrale Themen des LiGa-Programms. Im Rahmen der regionalen Werkstatt, in welcher Schulaufsicht und Schulleitungen auf bezirklicher Ebene Ansätze zur Qualitätsentwicklung in der Ganztagsschule diskutieren und erproben, bekamen die Berliner im Juni 2017 die Möglichkeit, bei der Erich Kästner Schule „abzugucken“.

„Die Hospitationsreise war für uns alle sehr inspirierend. Auch wenn die Rahmenbedingungen an der Erich Kästner Schule ganz andere sind als an den Schulen in Reinickendorf, so hat doch jede Schule Anregungen und handfeste Ideen für die eigenen Vorhaben mitgenommen, “ sagte die Reinickendorfer Schulrätin.

Nach der herzlichen Begrüßung an der Stadtteilschule in Wandsbek im Nordosten von Hamburg erhielten die Berliner erst einmal einen Überblick über die Entwicklungsthemen und Konzepte der Erich Kästner Schule. Danach gab es die Möglichkeit, in kleinen Gruppen in verschiedenen Lernangeboten hospitieren. In den Jahrgängen 7-13 konnten sie die Schülerinnen und Schüler beim Lernen und die Pädagoginnen und Pädagogen bei der Teamarbeit erleben. Nach einem Schulrundgang und einem Mittagessen im Schulrestaurant tauschten sich alle über das Gesehene und Erlebte aus und die Gastgeber standen für weitere Fragen zur Verfügung.

Schul- und Lernkultur

„Wie entwickelt sich eine inklusive Kultur in der Schule?“ – mit dieser Frage beschäftigen sich die Pädagoginnen und Pädagogen an der Erich Kästner Schule schon seit geraumer Zeit. Ein inklusives Leitbild, eine an die individuellen Lernbedürfnisse angepasste Rhythmisierung und die konsequente Orientierung am individuellen Lernerfolg sind dabei nur einige Aspekte, die zu einer inklusiven Kultur beitragen. Behinderung wird für alle zum Thema gemacht. Und das nicht nur in Bezug auf die Schülerinnen und Schüler, sondern auch im Kollegium, in welchem es auch Menschen mit Behinderung gibt. Um das Miteinander gut zu gestalten, werden in allen Klassen eines Jahrganges Regeln und Rituale vereinbart.

Multiprofessionelle Teamarbeit

Teamarbeit ist ein wesentliches Element an der Erich Kästner Schule. Im Team werden unterschiedliche Kompetenzen gebündelt und so eine multiprofessionelle Begleitung der Lerngruppen ermöglicht. Jeder Inklusionsklasse steht ein Kernteam aus einer Sozialpädagogin, einer Sonderpädagogin und einer Lehrkraft zur Verfügung. Es gibt feste Kooperations- und Teamzeiten, schulinterne Fortbildungen, in denen die inklusiven Lernarrangements vorbereitet werden und klare Aufgabenbeschreibungen und Verantwortlichkeiten.

Inklusive Lernarrangements und individualisiertes Lernen

Da jedes Kind individuell und anders lernt, werden an der Erich Kästner Schule im Unterricht nicht alle gleich behandelt. In den Fächern Englisch, Deutsch und Mathematik wurde deshalb die „Lernzeit“ eingerichtet. Für jedes Fach bekommen die Schüler über einen verabredeten Zeitraum einen Arbeitsplan, in dem die möglichen Aufgaben und die damit erworbenen Kompetenzen aufgeführt sind. Im eigenen Arbeitstempo werden unterschiedliche, dem Können des Jugendlichen entsprechende Aufgaben bearbeitet, individuelle Schwerpunkte gesetzt und der Lernerfolg selbst eingeschätzt. Außerdem können die Arbeitsformen wechseln, das heißt die Schüler und Schülerinnen lernen in Einzel- und kooperativen Lernformen.

Besonders spannend für die Berliner Pädagoginnen und Pädagogen war dabei, dass der Lernzeit eine Instruktionszeit voran gehen kann, sodass auch Raum für das gelenkte Unterrichtsgespräch vorhanden ist.

Projektunterricht – Fächerübergreifendes Lernen

Mit erworbenem Wissen und Fähigkeiten an komplexen Aufgaben arbeiten und Probleme lösen lernen: Das ist der Sinn des fächerübergreifenden Projektunterrichts an der Erich Kästner Schule. In Gruppen arbeiten die Schülerinnen und Schüler in 8 Unterrichtstunden pro Woche an teilweise selbstgewählten Schwerpunkten im Projektunterricht, wobei sie ihre unterschiedlichen Kompetenzen in die Gruppenarbeit einbringen und verbessern können.

Kontinuierliche Lernberatung und kompetenzorientierte Leistungsrückmeldung

Schülerinnen und Schüler dokumentieren ihr Lernen im persönlichen Logbuch. Die Pädagoginnen und Pädagogen melden den Jugendlichen regelmäßig zurück, wie ihre Leistungen eingeschätzt werden. Zweimal im Jahr kommen die Schülerinnen und Schüler mit ihren Eltern und den Pädagogen zu einem Lernentwicklungsgespräch zusammen.

Das Zeugnis am Ende des Schuljahres enthält keine klassischen Noten, sondern Kompetenzbereiche für jedes Fach, welche in den Fachschaften anhand der Bildungspläne formuliert werden. Mit Kommentaren wird deutlich gemacht, welche Entwicklung der Schüler oder die Schülerin durchlaufen hat. Bis zur achten Klassen erhalten die Schülerinnen und Schüler der Erich Kästner Schule solche kompetenzorientierten Zeugnisse.

Eckdaten zur Erich Kästner Schule
Schulform: Grund- und Stadtteilschule (Klassen 1 – 13)
Ganztagsschulform: gebunden
Homepage: www.erich-kaestner-schule-hamburg.de

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